Archiv für den Monat: Oktober 2022

Zwischenbilanz: Modellprojekt Frauen kommen weiter

Frauen kommen an

Präsentation Modellprojekt Frauen kommen weiter  /Foto: Stefan Gärth

Das Modellprojekt: „Frauen kommen weiter – Förderung von gesellschaftlicher Teilhabe und Integration geflüchteter Frauen und Migrantinnen“ wurde am 11.10.22 im Idsteiner Kulturbahnhof vorgestellt. Das im Juni 2021 im Rheingau-Taunus-Kreis an den Start gegangene Projekt wurde von der Frankfurter Stiftung CITOYEN initiiert und mit Mitteln aus dem Landesprogramm „WIR“ des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration gefördert und wird im Rahmen der Integrationsstrategie des Rheingau-Taunus-Kreises kofinanziert.

Dr. Dorothee Freudenberg, stellv. Vorsitzende Stiftung CITOYEN

Dr. Dorothee Freudenberg, Stiftung CITOYEN /Foto: Stefan Gärth

Dr. Dorothee Freudenberg, stellvertretende Vorsitzende der Stiftung CITOYEN, hob in Ihrer Begrüßung der zahlreich erschienenen Gäste hervor, dass „die Erfahrungen vorheriger Projekte der Stiftung zur Arbeitsmarktintegration geflüchteter Frauen im Rheingau-Taunus-Kreis uns gezeigt haben, dass sehr gezielte Förderung nötig ist, um den Frauen die Möglichkeit zu geben, sich beruflich und gesellschaftlich zu integrieren und aktiv am Leben in Deutschland teilzunehmen. Unser aktuelles Modellprojekt Frauen kommen weiter setzt genau hier an.“

Wiebke Schindel, Referatsleiterin und Projektleitung „Kompetenzzentrum Vielfalt Hessen“ im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration wies in ihrer Ansprache darauf hin, dass den Frauen eine Schlüsselrolle im Integrationsprozess zukomme und geflüchtete und zugewanderte Frauen und Mädchen besonders schutzbedürftig seien. Sie erklärte: „In der Förderung im Landesprogramm WIR haben wir seit Jahren die Verbesserung der Integrationsbedingungen dieser Frauen und Mädchen als ein wichtiges Handlungsfeld festgelegt. Die Hessische Landesregierung stellt über elf Millionen Euro zur Verfügung, um wichtige Modellprojekte – wie ihres – zu fördern und integrationspolitische Strukturen aufzubauen.“

Anhand einer PowerPoint-Präsentation erklärte Projektleiterin Dr. Ildikó Szelecz die Konzeption und die praktische Durchführung des aus fünf Lernmodulen bestehenden Projekts:

  • Kurs 1 Lernen lernen
  • Kurs 2 Digitale Kompetenzen erwerben
  • Kurs 3 Kompetenzentwicklung und Persönlichkeitstraining
  • Kurs 4 Deutschland: Demokratie (er)leben
  • Kurs 5 Berufsorientierung und die Möglichkeiten für Frauen in Deutschland

Jedes Modul wird als wöchentlicher Kurs über zwei bis drei Monate angeboten. Derzeit finden die Kurse an vier Standorten im Rheingau-Taunus-Kreis statt: Idstein, Bad Schwalbach, Geisenheim und Waldems. „Dieses aufsuchende Konzept“, so Szelecz, „ist im weitläufigen Rheingau-Taunus-Kreis mit seinen 17 Gemeinden notwendig, um möglichst viele geflüchtete Frauen zu erreichen und sicherzustellen, dass nicht zu große Anfahrtstrecken zurückgelegt werden müssen.“ Die Gruppengröße ist auf sechs Teilnehmerinnen beschränkt, damit eine individuelle Förderung gewährleistet ist und auf unterschiedliche Vorkenntnisse eingegangen werden kann. Jeder Kurs umfasst 25 bis 45 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten. Bei erfolgreicher Teilnahme erhalten die Teilnehmerinnen am Ende des Kurses ein Zertifikat.

Präsentation Modellprojekt Frauen kommen an

Mahbooba Hashimi berichtet von ihren Erfahrungen. Projektleiterin Dr. Ildikó Szelecz steht neben ihr.

„Mit den Kursen bieten wir den Teilnehmerinnen Hilfe zur Selbsthilfe“, formuliert Szelecz ein zentrales Anliegen des Projekts. „Wir geben den Frauen in den Kursen Werkzeuge an die Hand, die sie zum selbstständigen Handeln befähigen sollen.“ Wie sehr das Kursangebot den Bedürfnissen und Weiterbildungswünschen der teilnehmenden Frauen entgegenkommt, ist dem Redebeitrag von Mahbooba Hashimi zu entnehmen, die mit Mann und Kind aus Afghanistan geflohen ist. Sie nutze jede Möglichkeit der Fortbildung, habe ihren Schulabschluss nachgeholt und schon viele der angebotenen Kurse besucht: „Denn“, so sagt sie, „in Deutschland kann ich meine Ziele erreichen. Hier erhalten Frauen Unterstützung“. Dies bestätigen auch Baran Saeedi und Sara Modir, die als Teilnehmerinnen des vorangegangenen Modellprojekts „Frauen kommen an“, von ihren Erfahrungen berichten und deren Erfolgsgeschichten in einem Film gezeigt werden.

Baran Saeedi und Sara Modir haben an Frauen kommen an teilgenommen

Die Projektteilnehmerinnen Baran Saeedi und Sara Modir berichten über ihre Erfolge.

Von diesen Erfolgen beeindruckt zeigte sich auch Landrat Frank Kilian, der insbesondere die gute Zusammenarbeit zwischen Stiftung CITOYEN, dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration und dem Rheingau-Taunus-Kreis würdigte: „Wir haben von der ersten Minute an konstruktiv zusammengearbeitet, um jenen zu helfen, die unserer dringendsten Hilfe bedürfen. Die Bilanz dieses Modellprojekts ist hervorragend.“ Kilian dankte auch Jörg Weber, der 2017 die Stiftung CITOYEN mit dem Rheingau-Taunus-Kreis zusammengebracht und als Netzwerkkoordinator alle am Projekt beteiligten Akteure ins Boot geholt habe. Christian Herfurth, Bürgermeister der Hochschulstadt Idstein, und der Waldemser Bürgermeister Markus Hies loben besonders die gute Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure vor Ort, seien es Bürgerinitiativen, kommunale oder kirchliche Einrichtungen, Ehrenamtliche und Integrationsbeauftragte, die entscheidend zum Gelingen des Projekts an den jeweiligen Standorten beitragen. In seiner Ansprache hob Jörg Weber das Engagement der vielen Einzelnen hervor, die sich aktiv für die Realisierung des Projekts an den jeweiligen Standorten einsetzen. Er richtet seinen Dank an die zahlreich anwesenden Akteurinnen und Akteure. Gemeinsames Ziel sei es, so Weber, bis zum Ende der Projektlaufzeit, die fünf Module an allen vier Standorten zu etablieren, um so die Integration und Selbstwirksamkeit von geflüchteten Frauen und Migrantinnen langfristig zu fördern.

Zusatzangebot der Stiftung CITOYEN:

Martin Ginz, Gölkel Stiftung und Kerstin Reimers, Stiftung CITOYEN, präsentieren das Mobile Computercafé

Martin Ginz, Gölkel Stiftung, und Kerstin Reimers, Stiftung CITOYEN, präsentieren das Computerkurs-Projekt /Foto: Stefan Gärth

Mobiles Computer Café – Kooperationsprojekt von Stiftung CITOYEN und Gölkel Stiftung

Ergänzend zu ihren Modellprojekten „Frauen kommen an“ und „Frauen kommen weiter“ initiierte die Stiftung CITOYEN in Kooperation mit der Gölkel Stiftung 2019 das „Mobile Computer Café“, welches an den vier Projektstandorten PC-Kurse für geflüchtete Frauen und Migrantinnen anbietet. Hier lernen pro Kurs sechs Teilnehmerinnen an neuen Laptops die Bedienung der Tastatur und machen sich mit den Grundlagen von Programmen wie Word und Excel vertraut, so dass sie Texte (z.B. Lebenlauf, Bewerbung) eigenständig verfassen, formatieren und ausdrucken können. In Fortsetzungskursen wird das Erlernte vertieft und das Schreiben von E-Mails sowie der Umgang mit dem Internet geübt. „Unsere äußerst engagierten und bestens qualifizierte Dozent*innen verstehen es, individuell auf die Teilnehmerinnen einzugehen und ihre Motivation mit vielfältigen Aufgaben zu fördern. So entstand in einem Kurs ein kleines Kochbuch mit den Lieblingsgerichten der Teilnehmerinnen“, berichtet Kerstin Reimers, die als Projektmanagerin der Stiftung CITOYEN das Projekt koordiniert, „Die Kurse fanden von Anfang an sehr großen Zuspruch und die Teilnehmerinnen sind mit Lerneifer dabei.“ Martin Ginz, der als Vertreter der Gölkel Stiftung anwesend war, zeigte sich vor allem von der großen Lernbereitschaft und Zielstrebigkeit der Teilnehmerinnen beeindruckt. „Mit unserer Förderung tun wir hier genau das richtige,“ resümiert er und berichtet erfreut: „Wenn wir am Ende des Kurses die Zertifikate verleihen, werden wir schon mal gefragt, wann denn der nächste Kurs anfängt.“ Mit Hilfe der großzügigen finanziellen Unterstützung der Gölkel Stiftung werden die PC-Kurse auch 2023 wieder angeboten werden können.